Körpertheater - Masken
Elementare Formen des Maskenspiels finden wir in Tänzen der schriftlosen Völker, die beweisen, dass diese Form zu einer ältesten Darstellungsmöglichkeiten überhaupt gehört. Götter oder götterähnliche Wesen, figurale Darstellungen von geheimen guten und bösen Mächten, erschienen im Tanz und im Spiel hinter Masken. So wurde der Ausdruck endeckt, das die mystischen Wesen, welche im Ritual eine Rolle spielen, unter ihren Gläubigern auf Erden gegenwärtig sind. Die Maske hatte den Zweck, das vorgestellte Wesen allen begreifbar zu veranschaulichen. So sind die Masken in ihrer Gestaltung der Gesichtszüge vergröbernd zeigen bizarre, extrem positive wie negative Züge auf.
Der Maskenträger nahm immer eine besondere Stellung ein, meist mit der des Priesters und Zauberers vergleichbar, oft mit ihr identisch. Maskieren heißt in diesem Zusammenhang: Veränderung - Verwandlung - Entfaltung in überindividuelle Wesen.
Die Schutzfunktion ist bei der Maske. Man schlüpft in sie hinein wie in ein Gehäuse und kann sich geborgen fühlen. Erst jetzt kann man außer sich sein und eins seiner inneren Gesichter zeigen. Es ist also so, nicht mit dem abnehmen der der Maske, sondern Anlegen demaskieren wir uns! Hier liegt die hemmungslösende, therapeutische Funktion des Maskenspiels!
Die Lust am Verkleiden, der Wunsch sich verwandeln zu dürfen, ist bei Kindern besonders stark. Das hineinschlüpfen ist Ausdruck der Suche nach der eigenen Persönlichkeit. Dieses Probehandlung des Kindes schafft die Voraussetzung dafür, dass sich der erwachsene Mensch in seinen Rollen flexibel verhalten kann, dass er auf gesellschaftlich vorgegebenen Rollenmuster nicht starr fixiert bleibt. Für den Erwachsenen hat Maskenspiel leider sehr oft keine funktion mehr...Wenn er in seinen Entwicklung, seinen Verhaltensweisen bereits erstarrt ist. Nur dann, wenn er eine Ahnung davon bekommt, dass ihm etwas fehlt, dass ihm etwas entgangen ist, könnte er das Spiel der Maske lustvoll und als Art Selbsttherapie empfinden. Das geht nur wenn man sie voll und ganz auf die Maske und auf sich selbst einlässt - bis an die Grenze des Sich-Selbst-Verlierens. Tiefgreifende Erlebnisse sind anders nicht möglich...
Karneval bleiben an der Oberfläche. Sie haben allenfalls, noch Ventilfunktion: einmal im Jahr ist es erlaubt, aus dem Panzer von Ansprüchen, Erwartungen und Zwängen auszubrechen, um für wenige Stunden zu sich selbst zu kommen, "indem man ein anderer ist"!
Der bewusste Einsatz einer Maske versetzt z.B. das Kind zum gelösten spielen. Es schaut selbst hinter die Maske und wird erkennen, dass bestimmte Ängste (z.b. im Falle der Nikolausmaske) ihren Schrecken verlieren, wenn man hinter ihre Geheimnisse kommt. Gerade die Maske des Niloklauses ist mit so vielen Ängsten besetzt, die vorwiegend durch falsches Verhalten der Erwachsenen bedingt sind, dass es notwendig ist, dass Kinder sich selbst als Nikolaus verkleiden können und dabei erleben, wie aus einem Mitspieler mit Hilfe der Maske ein "Nikolaus" wird, wie man sich selbst hinter der Maske als "Nikolaus" erleben kann.
Die meisten Masken werden in den meisten Fällen stilisiert, grotesken, phantastischen - wenig naturalischen - Charakter haben. Dem sollten auch die Bewegungen der Maskenfigur entsprechen: übertreiben im Ausdruck, verlangsamt und akzentuiert in ihrer Deutlichkeit und in ihrer verschiedenen Bewegungsformen klar aufeinander abgesetzt. Dazu muss sich der Spieler ganz in die Maske hineinversetzten können. Er muss die Maske selbst-sein, um sie spielen zu können.
Eine westenliche Unterstützung beim Maskenspiel - wenn nicht überhaupt ihre tragende Elemente - ist jede Form von Musik, Gesang, Geräusch, Rhythmus im weitesten Sinn. Ist man erst mit seiner eigene Maske vertraut und hat die ihr zukommende Bewgungen gefunden, kann man sich selbst in diesen Bewegungen unterstützen; durch die eigene Stimme, durch Schnalzen, Klatschen, Stampfen, Clown-Sprache oder durch einfache Rhythmusinstrumente. Wie mit Zweckentfremdeten Gegenständen des täglichen Lebens oder mit selbsthergestelletn einfachen Klangkörpern aus Holz, Blechen, Büchsen, Schachteln, eben mit allem, was ein Ton hergibt. Die Maskenträger agieren dann pantomimisch, bei dem der Inhalt allein durch Bewegung, durch Geräusche und Musik, zum Ausdruck kommt.
„Es ging und geht mir immer nur darum: Wie kann ich ausdrücken, was ich fühle?“*Pina Bausch
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